Wie sieht ESG in der Umsetzung aus?
ESG bietet einen strukturierten Ansatz zur Bewertung eines Unternehmens im Bezug auf Nachhaltigkeit. Was für Maßnahmen Unternehmen im Einzelnen anwenden, um als nachhaltig bewertet zu werden, kann sich je nach Branche, Unternehmensgröße und Region unterscheiden. Im Allgemeinen ergreifen Unternehmen, die an ihren ESG-Themen arbeiten, eine Kombination der folgenden Maßnahmen:
- Die Erhebung von Daten über die Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt, soziale Initiativen und Governance-Praktiken. Diese Datenerhebungen erfolgen meist im Rahmen interner Audits, der Einholung von Stakeholder-Feedbak und durch die Bewertungen des Unternehmens von außenstehenden Dienstleistern.
- Die Einführung von Rahmenwerken für die Berichterstattung wie der Global Reporting Initiative (GRI) oder dem Sustainability Accounting Standards Board (SASB). Mithilfe dieser Rahmenwerke wollen Unternehmen eine einheitliche Berichterstattung sicherstellen, um eine höhere Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen sicherzustellen.
- Die Durchführung von ESG-Ratings mit Agenturen wie MSCI und Sustainalytics. Solche ESG-Rating-Agenturen bewerten Unternehmen anhand bestimmter Kriterien und sind häufig darauf ausgelegt Anlegern zu helfen, die Nachhaltigkeit eines Unternehmens zu bewerten.
- Die Mitbetrachtung von ESG-Ratings bei Anlageentscheidungen, um Unternehmen zu identifizieren und zu unterstützten, die den eigenen Nachhaltigkeitszielen entsprechen.
Die Geschichte von ESG: Wie ist das Konzept ESG entstanden?
Das ESG-Konzept hat sich über mehrere Jahrzehnte hinweg entwickelt und wurde von frühen Bewegungen im Bereich ethischer Investitionen und unternehmerischer Verantwortung beeinflusst:
- Frühe Wurzeln: Die Entstehung von ESG als Bereich lässt sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Zu dieser Zeit haben religiöse Gruppen angefangen, Investitionen in Branchen wie Alkohol, Tabak und Glücksspiel zu vermeiden. Diese ethische Haltung legte den Grundstein für moderne, sozial verantwortliche Investmenansätze (SRI).
- 1970er und 1980er Jahre: In den 1970er Jahren gewann das Konzept des sozial verantwortlichen Investierens durch Kampagnen gegen Themen wie die Apartheid in Südafrika an Dynamik. Immer mehr Anleger forderten, dass ihr investiertes Geld nach ethischen Grundsätzen eingesetzt wird.
- 2000er Jahre - Formalisierung: Verschiedene Bewegungen in den frühen 2000er-Jahren haben dazu geführt, ESG formeller zu gestalten. Im Jahr 2006 haben die Vereinten Nationen die Principles for Responsible Investment (PRI) ins Leben gerufen. Diese Grundsätze sollen institutionelle Anleger dazu ermutigen, ESG-Faktoren in ihren Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen.
- Ab 2015: Das Pariser Abkommen von 2015 und der verstärkte Fokus auf Klimaschutzmaßnahmen haben die Bedeutung von ESG weiter gestärkt. Zusätzlich wurde die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) eingeführt, um die Transparenz von Informationen in Bezug auf Klimarisiken weiter zu verbessern.
Warum ESG für Unternehmen wichtig ist
ESG-Prinzipien bei Entscheidungen innerhalb eines Unternehmens einzubinden, bietet mehrere greifbare Vorteile:
- Unternehmen, die ESG-Risiken wie den Klimawandel oder die Verletzung von Arbeitsrechten nicht angehen, müssen mit behördlichen Strafen, Reputationsschäden und dem Verlust des Vertrauens von Investoren rechnen. Studien zeigen, dass Unternehmen mit strengen ESG-Praktiken in Krisenzeiten besser abschneiden als ihre Konkurrenten.
- Investoren konzentrieren sich zunehmend auf ESG-Kriterien und bewerten somit Unternehmen mit soliden ESG-Praktiken als attraktiver. Einem Bericht von MSCI aus dem Jahr 2023 zufolge verzeichneten Fonds, die ESG-Kriterien berücksichtigen, weltweit Zuflüsse von über 150 Milliarden US-Dollar. . - Quelle
- Verbraucher bevorzugen Marken, die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und Umwelt zeigen. Unternehmen mit klaren und gut kommunizierten ESG-Strategien profitieren häufig von einer stärkeren Kundentreue und einer positiven öffentlichen Wahrnehmung.
- Da die Vorschriften für die Nachhaltigkeitsberichterstattung immer strenger werden, sorgt ein solides ESG-Rahmenwerk für die Einhaltung der Vorschriften und bereitet Unternehmen auf kommende Anforderungen vor.
- Besonders für junge Leute sind die ethischen Praktiken ihres Arbeitgebers häufig ein Bedenken. Dementsprechend haben Unternehmen, die den ESG-Aspekten Vorrang einräumen, in der Regel bessere Chancen, Talente anzuziehen und sie an sich zu binden.
Wird die Einhaltung von ESG-Standards zur Pflicht?
In den letzten Jahren wurde Nachhaltigkeit auf globaler Ebene immer mehr zur Priorität. Dementsprechend gibt es mittlerweile verschiedene Länder, in denen eine öffentliche ESG-Berichterstattung zur Pflicht wird:
- In der Europäischen Union regelt die Corporate Sustainability Reporting Direktive (CSRD), dass Unternehmen ab 2024 detaillierte Informationen zu verschiedenen ESG-Themen offenlegen müssen. Diese Richtlinie gilt im Vergleich zur vorher in der EU gültigen Richtlinie über die nichtfinanzielle Berichterstattung (NFRD) für ein breiteres Spektrum von Unternehmen.
ESG im Vergleich zu anderen Konzepten
Die Zukunft von ESG
Die Entwicklung des Bereichs ESG ist vielversprechend. ESG-Kriterien werden zunehmend innerhalb aller Branchen angenommen und integriert:
- Fortschreitende Technologien wie KI verändern, unter anderem durch verbesserte Datenanalyse, die ESG-Messung und -Berichterstattung. Neue Instrumente in diesem Bereich automatisieren die Datenerfassung und liefern genauere Erkenntnisse über die ökologischen und sozialen Auswirkungen eines Unternehmens.
- Die steigende Nachfrage nach konsistenter ESG-Berichterstattung treibt den Trend zur Standardisierung. Das International Sustainability Standards Board (ISSB), das von der IFRS Foundation gegründet wurde, hat sich zum Ziel gesetzt, globale Benchmarks für die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu schaffen.
- Die Förderung sektorenübergreifender Zusammenarbeit wird weiter wachsen, wobei Partnerschaften zwischen Unternehmen, Regierungen und Nichtregierungsorganisationen voraussichtlich gemeinsame Herausforderungen wie Klimawandel, Ungleichheit und Ressourcenknappheit angehen werden.
- Die Wirkung von ESG geht über die Einhaltung von Vorschriften hinaus, da Unternehmen ESG zunehmend als Grundlage für Innovationen, Marktchancen und Wettbewerbsvorteile sehen.
Wichtigste Erkenntnisse
- ESG steht für Umwelt, Soziales und Governance. Das Themengebiet bringt ein umfassendes Rahmenwerk zur Bewertung von Nachhaltigkeitspraktiken und der Qualität der Unternehmensführung mit sich.
- Wirksame ESG-Praktiken helfen Unternehmen Risiken zu mindern, Investoren anzuziehen, Vorschriften einzuhalten, die Markentreue zu stärken und Talente zu binden.
- Vorschriften wie die CSRD in der EU führen dazu, dass die ESG-Berichterstattung zur Pflicht wird.
- ESG unterscheidet sich von CSR, SRI und anderen Rahmenwerken dadurch, dass es sich auf messbare Metriken konzentriert und oft ein regulatorisches Gewicht mit sich bringt.
- Technologischer Fortschritt, Standardisierung und Zusammenarbeit werden die Zukunft von ESG prägen und zu einem integralen Bestandteil des Geschäftserfolgs eines Unternehmens machen.